Bei welchen Auffälligkeiten sollte man hellhörig werden und an ADHS denken?
Vorurteil: das Hauptsyptom bei ADHS ist die motorische Unruhe, die „Zappeligkeit“
Mein Kind / mein Jugendlicher / der Erwachsene…
- ist auffallend schnell frustriert, verletzt, irritiert, aber auch begeistert (wobei die Begeisterung schnell wieder nachlassen kann)
- ist bei echter Entschuldigung nicht nachtragend
- steigert sich schnell in etwas hinein, merkt es nicht, kann es nicht stoppen und wird bei Beschwichtigungsversuchen noch erregter
- missversteht oft Anweisungen, hört scheinbar nur subjektiv Interessantes oder Erwünschtes
- versteht als Kind den Sinn des Wortes „vielleicht“ nicht
- fragt bei Interesse immer wieder dasselbe, scheint inhaltsleere Fragen zu stellen
- bringt bei subjektivem Interesse im Gespräch etwas ein, was noch erzählt werden soll auch wenn der Gesprächsfluss eigentlich bereits die Kontext-Thematik verlassen hat
- lebt öffentlich nur im „Hier und Jetzt“, hat kein Gefühl für Zeit, Zeitverlauf
- kann schlecht zukunftsgerichtet planen
- schiebt Unangenehmes auf, arbeitet „auf den letzten Drücker“
- reagiert heftig auf Hektik und plötzliche Veränderung
- lernt sichtlich nicht genügend aus Erfahrung
- reagiert nicht mit Einsicht, kontinuierlicher Rücksicht, Nachsicht, Voraussicht
- kann keine Prioritäten setzen
- kann sich und die eigene Leistung „irgendwie“ nicht realistisch einschätzen
- kann nach einer Veranstaltung, nach der Schule nicht oder nur wenig berichten
- kann sich spontan (rein gefühlsmäßig) schnell entscheiden, aber nicht überlegt-abwägend (Speisekarte kann z.B. ein Problem werden)
- verblüffend gutes Gedächtnis für Kleinigkeiten, kann sich aber nicht merken, was „man“ eigentlich längst wissen müsste (z.B. simple Regeln des Alltags, das 1×1, Bedienung nicht oft benutzter Geräte v.a. bei Erwachsenen)
- ist schnell ablenkbar, aber bei subjektivem Interesse so konzentriert, dass die Welt drumherum zu versinken scheint
- trödelt bei Routinen
- redet plötzlich von etwas, was nicht zum Thema gehört
- redet viel, macht Geräusche, benutzt fäkalsprachliche Worte
- hat „immer das letzte Wort“
- fordert nach einer Ausnahme diese als immergültige Erlaubnis ein
ermüdet bei ungewollter, aber notwendiger geistiger Arbeit beobachtbar (Augenreiben, Gähnen, Räkeln, auf die Uhr schauen) - schreibt verkrampft und krakelig, vor allem bei Zeitdruck und unter emotionaler Belastung
- macht Flüchtigkeitsfehler
aber auch…
- hohes subjektives Interesse
- die „1:1-Konstellation“ mit klaren Vorgaben
- viel Kontrolle / Supervision
- hoher Belohnungscharakter einer Aufgabe