Neurobiologie der ADHS

Reizoffenheit bei Reizfilterschwäche

Reizoffenheit bei Reizfilterschwäche kennzeichnet ADHS ebenso wie rasches „Kippen“ der Stimmung (oft wegen einer „Kleinigkeit“). Entscheidungen können nur spontan und rein emotional getroffen werden, nicht „abgewogen-überlegt“.

Betroffene kommen beim Reden oft schnell vom Thema ab, sind gewissermaßen „diskussions-professionalisiert“, haben immer die Ausrede der Ausrede und sind im Verhandeln besser als der sprichwörtliche Teppichhändler…

Die Impulskontrollstörung beinhaltet grösste Schwierigkeiten, abwarten zu sollen und daneben oft eine eingeschränkte Steuerungsfähigkeit der Bewegungsimpulse.

ADHS ist eine genetisch bedingte Störung

ADHS gilt heute in der seriösen internationalen wissenschaftlichen Forschung als eine genetisch bedingte Störung der Selbstregulation und Selbstkontrolle. Betroffene sind „anpassungsbeeinträchtigt“. Sie können nicht angemessen für sich sorgen, sich abgrenzen, für sich verantwortlich sein.

Ein inneres Gefühl für Zeit und Zeitverlauf entsteht nicht

Betroffenen in jedem Alter fällt es schwer, mit etwas zu beginnen, was für sie subjektiv schwierig, langweilig oder anstrengend erscheint. Es fällt ihnen aber auch schwer, etwas zu beenden, was sie fesselt (vor allem am PC).

Alle bisher wissenschaftlich gefundenen Resultate genetischer und bildgebender Untersuchungen (bezüglich der Gehirnstrukturen, der Aktivierung von Hirnarealen und der Neurorezeptor-Bildgebung) weisen auf eine genetisch bedingte Störung im Dopamin- und Noradrenalinsystem als eine wesentliche Ursache der Symptomatik hin. Daneben ist das Gehirn bei Betroffenen von ADHS in bestimmten Regionen kleiner oder weniger aktiv und reift daher auch verzögert heran.

Der Syptomatik bei ADHS liegen ursächlich Genvarianten, in komplexen Gen-Umwelt-Interaktionen (und unter Einfluss von Umweltfaktoren), mit daraus entstehenden spezifisch veränderten Hirnfunktionen zu Grunde, wie…

  • die Dysfunktion des Stirnhirns
  • ein geringeres Volumen des Kleinhirns
  • eine Dysfunktion des „Belohnungssystems“ des Gehirns
  • strukturelle und funktionelle Auffälligkeiten des Striatums
  • eine Beeinträchtigung der Kontrollfunktion des sogenannten Altspeicher-Koordinators Hippocampus
ADHS – die Dysfunktion des Stirnhirns

Das Arbeitsgedächtnis im Stirnhirn kann durch die Einschränkung nicht gut unmittelbare wichtige Informationen zur Verabeitung „online“ halten, hilft nicht ausreichend beim (willentlichen) Abruf von Denkabläufen – bei der Bearbeitung von neuen oder bekannten Aufgaben.

Im Stirnhirn entwickeln sich bei Nichtbetroffenen zur Selbstregulation sogenannte „Ausführungsfunktionen“ (Executive Functions), die bei ADHS beeinträchtigt sind wie zum Beispiel:

  • Abstoppen voreiliger Reaktionen und Kontrolle der Ablenkbarkeit
  • nonverbale Arbeitsgedächtnisfunktion (…erst mal überlegen, dann handeln…)
  • inneres Sprechen
  • emotionale und motivationale Selbstregulation
  • Planungs- und Problemlösungsfähigkeit (inkl. der überlegten Entscheidung)
ADHS – die Selbstregulations-Störung

Die Dysregulation des Botenstoffs Noradrenalin bei Betroffenen wirkt sich als eine Dysregulation der Vigilanz aus, dem gewissen Grad von notwendiger „Wachheit“, um etwas aufnehmen zu können. Die Dysregulation beeinträchtigt das konstant gleichmäßige Funktionieren des „Orientierungs- und Wachheitsnetzwerks“ und somit die Aufmerksamkeit des Menschen. Dies ist besonders deutlich sichtbar, wenn Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit ADHS etwas tun müssen, was für sie subjektiv nicht besonders spannend ist.

Zeichen von „Müdigkeit“, „Desinteresse“, oft verbunden mit Gähnen und sich Räkeln, mit Tonusverlust der Muskulatur und vermehrter Unruhe werden rasch sichtbar.

Ein ausreichend starker positiver oder ein als herausfordernd empfundener Reiz „zündet“ jedoch das hintere Aufmerksamkeitssystem sofort – der Betroffene ist „blitzwach, kann Informationen gut aufnehmen und abrufen, kann dann zum Teil auch regelrecht souverän und sehr präzise reagieren.

  1. ADHS ist eine Störung der Hemmungsfähigkeit und Selbstregulation
  2. Selbstregulation ist eine Fähigkeit, die auf dem System der Executive Functions /der Ausführungsfunktionen beruht
  3. Die Ausführungsfunkionen unterstützen die Verhaltensorganisation über Zeiträume hinweg auch im Hinblick auf spätere Aufgaben, als auch (un)erwarteter Ereignisse 
ADHS zu verstehen bedeutet:
    • ADHS bedingt eine „time blindness“ oder eine „Kurzsichtigkeit“ bezüglich zukünftiger Ereignisse
    • ADHS zu haben bedeutet ein Leben im Hier und Jetzt
    • ADHS ist eine Störung des:
      • Umsetzens – nicht des Wissens, wie man etwas tun sollte
      • Anwendens, was man wie tun sollte – nicht des Wissens, was man tun sollte
      • „Wann“ und „Wo“, nicht des „Wie“ oder „Was“
      • Benutzens des Erfahrungswissens genau in dem Moment, wo es notwendig ist!

 

ADHS ist im Grunde ein „Intentionsdefizit“ mit einer „Unaufmerksamkeit bezüglich mentaler Abläufe und des Zeitverlaufs“.

 

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